Ziel dieser Seite ist es sowohl eine Übersicht als auch eine Beschreibung der heute bekannten Evolutionstheorien zu liefern (nicht nur Darwin und Lamarck, auch Cuvier und andere). Dabei werden die Inhalte weitestgehend dargelegt und für weiterführende Details auf entsprechende Quellen verwiesen.
Die Lebewesen, welche am besten an die Lebensbedingungen angepasst sind setzen sich durch; die Evolution erfolgt durch eine Aneinanderreihung vorteilhafter Abänderungen, welche durch natürliche Auslese selektiert werden
Es scheint gerechtfertigt die Darwinsche Evolutionstheorie als erstes zu beschreiben. Diese Darstellung stützt sich in erster Linie auf Darwins Originaltext der "Entstehung der Arten" (eine online-einsehbare Übersetzung findet man z.b. hier [1]).
Hauptziel Darwins war es seinerzeit darzustellen, dass überhaupt eine Evolution existierte bzw. immer noch existiert. Er argumentiert anfänglich mit der Analogie zur Züchtung, später mit Organ- bzw. Verhaltensrudimenten, der vorhandenen Analogien zwischen Lebewesen, mit der Tatsache, dass Ausprägungen von Merkmalen variieren und vererbt werden, letztlich auch mit fossilen Funden. Letzteres bereitete Darwin jedoch eher Schwierigkeiten, denn er widmete ein ganzes Kapitel der Tatsache bzw. dem für ihn problematischen Umstand, dass nicht alle Übergangsformen von Lebewesen, die es ja dann hätte geben müssen, mit fossilen Funden nachgewiesen werden können (siehe Kapitel 9 in [1]).
Das von ihm eingeführten Prinzip des "Kampfs ums Dasein" wird in seinem Werk nicht streng begründet, es wird eher als plausibel angenommen (wer überlebt der überlebt). Im folgenden werden Darwins Grundannahmen, so wie sie in "Entstehung der Arten" zu finden sind, dargelegt:
Es scheint gerechtfertigt im Anschluss hierzu aufzuzählen, was nicht Inhalt Darwins Werke war:
Für die heute angenommene Synthetische Evolutionstheorie treffen diese Punkte teilweise jedoch zu.
Lebewesen erfahren Abänderungen durch den stetigen Gebrauch bzw. nicht-Gebrauch von Körperteilen, welcher wiederum auf veränderte Umweltbedingungen zurückzuführen ist; diese Abänderungen werden vererbt
Lamarck ging nicht von einem Prinzip der Selektion aus, sondern postulierte lediglich folgende zwei Annahmen:
Lamarck ordnete die Lebewesen in Klassen ein, welche sich innerhalb dieser "transformieren". Von einem gemeinsamen Vorfahren aller Lebewesen sprach er nicht.
Die Rezeption seiner Theorie durchlief über die Jahrhunderte unterschiedliche Stadien. War zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Wirkung der Gewohnheit als Treiber evolutionsbiologischer Änderungen allgemein anerkannt, wurde es im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts durch das Aufkommen der Darwinschen Theorie immer mehr angezweifelt, wobei es jedoch wiederkehrende Hochzeiten des Lamarckschen Prinzips gab. Zuletzt sorgte das Aufkommen der sogenannten Epigenetik für ein erneutes Aufleben des Lamarckschen Gedankens.
In der Synthetischen Evolutionstheorie werden Erkenntnisse der heutigen Genetik mit einigen Postulaten von Darwins Theorie vereint.
Wird von der "heute allgemein anerkannten" Evolutionstheorie gesprochen, so ist die Synthetische Evolutionstheorie gemeint. Sie vereint Elemente von Darwins Theorie mit Begriffen aus der heutigen Genetik. Es besteht leider eine grosse Schwierigkeit dahingehend, dass die Darstellungen dieser Theorie in den Quellen nicht einheitlich ist. Der Grund hierfür mag wiederum der Tatsache geschuldet sein, dass diese Theorie nicht auf einen einzelnen Autor zurückgeführt werden kann, sondern im Laufe des 20. Jahrhunderts quasi zusammengetragen wurde. Im Folgenden findet sich daher ein Versuch der Darstellung der Postulate dieser Theorie als repräsentativen Querschnitt:
Diesen Postulaten folgend wird der Widerspruch zur Lamarckschen Theorie evident: Änderungen erfolgen passiv, d.h. über Mechanismen welche durch Verhaltensweisen der Lebewesen selbst nicht beeinflusst werden können. Somit steht sie streng genommen auch im Widerspruch zu Darwins Aussagen, auch wenn diese Theorie heute als "Darwinsch" bezeichnet wird. Problematisch ist auch das Verhältnis zur sogenannten Neutralen Theorie der (molekularen) Evolution (siehe unten ).
Es gibt viel Literatur zu diesem Thema, als etwas unstrukturierten Einstig könnte der Wikipedia-Artikel [4] mit den dortigen Referenzen dienen.
Neue Verhaltensweisen entstehen durch bewusste Entscheidungen; diese werden im Laufe der Evolution unbewusst und schließlich vererbt; im weiteren Verlauf bewirken unbewusste Verhaltensweisen körperliche Veränderungen
Diese in jüngster Zeit aufgekommene Theorie entstand als Nebenprodukt einer Theorie der Entstehung des menschlichen Humors und des aufrechten Ganges. Es kann argumentativ dargelegt werden, dass unsere Vorfahren sich gegenseitig auf einen unbemerkten Rückfall in eine vierfüßige Fortbewegungsweise aufmerksam machten. Demnach kann gefolgert werden, dass der aufrechte Gang eine bewusste Entscheidung unserer Vorfahren war. Da der aufrechte Gang heute unbewusst vollführt wird folgt, dass bewusste Handlungen von einst unbewusste Handlungen von heute sind. Da sich unsere Anatomie an den aufrechten Gang angepasst hat folgt schließlich die Anpassung körperlicher Eigenschaften an das Verhalten.
Es ist anzumerken, dass sich diese Theorie im Einklang mit den Ausführungen Darwins und Lamarcks befindet, nicht jedoch mit den Inhalten der Synthetischen Evolutionstheorie. Natürliche Selektion wird in dieser Theorie als Rahmenbedingung dargelegt, nicht als treibende Kraft. Gingen Darwin und Lamarck von einer Wirkung der Gewohnheit auf die Abänderung von Körperteilen aus, so geht die Theorie der bewussten Evolution einen Schritt zurück und erklärt, wie es zur Ausbildung einer Gewohnheit kommt, nämlich, dass diese stets durch eine bewusste Entscheidung eingeleitet wird.
Innerhalb dieser Theorie folgen weitreichende Aussagen zur Natur des Bewusstseins, insbesondere lässt sich Freuds Modell der Psyche daraus ableiten. Es wird weiter dargelegt, dass die Struktur aller menschlichen Triebe gleich ist. Auch kann der Mechanismus der Evolution anhand heute stattfindender Prozesse der gesellschaftlichen Entwicklung festgemacht werden, was bei anderen Theorien kaum möglich ist (was oft zu der Aussage führte, dass Evolution -- zumindest beim Menschen -- heute nicht mehr stattfindet).
Eine ausführliche Darstellung der Herleitung dieser Theorie sowie der Zusammenhang zum menschlichen Humor findet sich in [5].
Der überwiegende Teil aller Mutationen der DNA verhält sich neutral bezüglich natürlicher Auslese
Mehr eine Randnotiz als eine eingenständige Theorie ist die Aussage, dass der allergrösste Teil der Mutationen unseres Erbguts
keinen Einfluss auf natürliche Auslese haben. Würde sich dies bewahrheiten, wäre es sehr schwer die Synthetische Theorie
der Evolution aufrechtzuerhalten. Dementsprechend wurde bzw. wird diese These sehr kontrovers diskutiert.
([6]).
Sowohl die Entstehung neuer Arten als auch das Aussterben von Arten geschieht aufgrund von globalen Katastrophen
Hintergrund dieser Hypothese ist der auch bei Darwin beschriebene Umstand, dass die "geologische Aufzeichnung" unvollständig ist (siehe dort), nicht alle denkbaren Zwischenformen der Evolution sind fossilen Funden zuzuordnen. Vielmehr scheint es Epochen gegeben zu haben, in denen ein grosser Teil fossil konserviert wurde und solche, in denen nichts oder nur sehr wenig geologisch aufgezeichnet wurde.
Darwin führte das auf unterschiedliche geologische Prozesse zurück, wie z.B. das Heben und Senken von geologischen Formationen und nur bei manchen Gelegenheiten, so Darwin, kommt es zu fossiler Konservierung. Cuvier argumentierte anders. Geht man von einer Vollständigkeit der geologischen Aufzeichnung aus, so folgt daraus, dass neue Arten nicht kontinuierlich entstehen, sondern sprunghaft und nur zu bestimmten "Anlässen". Genauso verält es sich mit dem Aussterben von Arten. Diese Anlässe, so Cuvier, können nur sehr schwerwiegende Ereignisse globalen Ausmasses sein (Cuvier ging seinerzeit von Überschwemmungen aus -- in moderner Interpratation ist auch von beispielsweise Meteoriteneinschlägen die Rede). Daher wird sie auch Katastrophentheorie genannt. Details zu den Mechanismen der Entstehung von Arten liefert diese Theorie nicht. Insbesondere lehnte Cuvier eine stetige biologische Entwicklung ab, somit verdient diese Theorie kaum die Bezeichnung Evolutionstheorie [7].